
Liebe Kleinschenker,
die dritte Adventskerze wird bald angebrannt und Weihnachten kommt mit großen Schritten auf uns zu. Damit wahrscheinlich bei vielen leider auch etwas Hektik und Stress, denn vieles muss ja noch geplant, erledigt oder besorgt werden, um letztendlich die Festtage so zu begehen, wie man sich es gewünscht hat.
Natürlich ist das auch eine Frage des Alters, wie man sich auf Weihnachten vorbereitet, wie viel Verantwortung man für die Vorbereitung der Festtage hat und auch, wie viel Aufwand man dafür investieren möchte. Als Erwachsene, womöglich mit Kindern, ist es ja normal, dass man sich viele Gedanken darüber macht, wie und mit wem man die Festtage verbringen möchte, was man zum Essen vorbereitet, ob man einen Weihnachtsbaum schmückt, welche Geschenke man für wen besorgen will, und, und, und…..
Ich auf jeden Fall, erinnere mich jedes Jahr vor Weihnachten immer wieder an meine Kindheit in Kleinschenk. Schon viele Wochen vorher geht man regelmäßig auf den Pfarrhof, wo Lieder und Gedichte für den Heilig Abend Gottesdienst geübt werden.
Und dann ist es auf einmal so weit: nach dem Essen, meistens gab es geräucherte Bratwurst in Krautsuppe gekocht, mit Kartoffelpüree und im Backofen geröstetem Meerrettich, zieht man sich warm am und macht sich auf den Weg zur Kirche, bzw. die Kinder zuerst auf den Pfarrhof. Meistens war es klirrend kalt und es lag Schnee, die meisten Gehwege waren sauber geräumt, und in der Kirche wurden schon vorher die Kerzen am großen Weihnachtsbaum mit einem langen Stab angezündet.
Ich werde diese knisternde und so feierliche Atmosphäre wohl nie vergessen, die an Heilig Abend herrschte, wenn man die Kirche betrat. Es war kalt und roch intensiv nach Kerzenrauch und Tannenzweigen, die vom heißen Kerzenwachs leicht angebrannt waren. Das ganze Dorf war anwesend und der Gottesdienst nahm seinen Lauf. Die Kinder sangen die Weihnachtslieder und sagten Gedichte auf, die Weihnachtsgeschichte wurde aufgesagt „Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging…“, Knecht Ruprecht durfte auch nicht fehlen, und zum Schluss wurde immer „Stille Nacht, heilige Nacht“ gesungen. Und dann hat man sich als Kind wahnsinnig auf das „Päckchen“ gefreut, das einem am Ausgang überreicht wurde. Soweit ich mich erinnere, war, neben anderen Kleinigkeiten, immer ein verzierter Weihnachtsmann aus Honiglebkuchen und eine Orange drin. Oft war es die einzige Orange die man im Jahr überhaupt bekommen hatte. Und dementsprechend hat man sich den Verzehr dieser „aufgeteilt“.
Ich glaube nicht, dass man heutzutage, hier in Deutschland, einem Kind eine große Freude bereiten kann, indem man ihm eine Orange und einen Lebkuchen Weihnachtsmann schenkt. Wie soll das auch gehen, wenn schon ab Oktober Berge von Lebkuchen und Weihnachtssüßigkeiten sich im Eingangsbereich der Disounter türmen und es das ganze Jahr über Orangen gibt. Hier und heutzutage müssen ganz andere Dinge auf den Gabentisch: die neueste Playstation, ein paar neue Spiele dafür, ein neues Handy, ein Tablet, u.s.w.
Ich kann es nicht nachvollziehen, ob die Freude darüber genau so groß ist, als sie damals bei uns war. Auf jeden Fall, haben diese Weihnachtserinnerungen aus meiner Kindheit in Kleinschenk sich bei mir so stark eingeprägt, dass ich jedes Jahr vor Weihnachten mit Freude und auch mit ein wenig Wehmut daran denken muss. Und ich kann für mich sicher auch sagen, dass ich nie wieder so intensive, feierliche und stimmungsvolle Weihnachten wie in Kleischenk, hier in der neuen Heimat jemals erlebt habe. Vielleicht hat es ja aber auch damit zu tun, dass ich dort meine Kindheit verbracht habe…
In diesem Sinne wünsche ich euch, liebe Kleinschenker, schöne Erinnerungen an die Weihnachtszeit in Kleinschenk, oder für die jüngeren unter euch, lasst es euch von euren Eltern und/oder Oma/Opa erzählen.
Im Namen des gesamten HOG Vorstandes, wünsche ich aber allen auch eine besinnliche Weihnachtszeit, schöne Feiertage zusammen mit eurer Familie und euren Freunden und Lieben, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2016!
Euer Hans Otmar Frank